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Rüdiger Stanko | Kultur – Kunst

2007 | SD-4:3 | 9:18 min

Rüdiger Stanko hatte sich für das Bildhauersymposion „Werk 07“ eine demokratisch legitimierte Tafelmalerei ausgedacht, die er bei der Firma Hummel Siebdruck und Werbetechnik realisierte. Dazu stellte er in den Schlossarkaden, der Heidenheimer Einkaufszentrale, zwei Farbwahltische auf, die eine Auswahl an Farben enthielten, je eine für den Begriff Kultur und eine für Industrie. Aus dieser vorbestimmten Palette konnte die Bevölkerung, jedenfalls der oder die Mitmacher/in jene Farbe auswählen, die ihm/ihr

am ehesten die Begriffe Kultur und Idustrie zu treffen schienen. Diese konnte auf einer Postkarte angekreuzt werden. Die Karte wurde in die Wahlurne eingeworfen. Die Spielregel des Künstlers besagte, dass je eine großformatige Tafel mit waagerechten Streifen entstehen sollte. Die Streifenbreite ergab sich proportional zur Stimmenanzahl.
Nicht zufällig hatte Stanko diese Begriffe ausgewählt, weil Heidenheim als Industriestadt gilt, die ein breites kulturelles Angebot bereit hält.

So nehmen seine Befragungen Bezug auf die Geschichte und das Selbstverständnis der Stadt.
Mit diesem partizipativen Projekt fragt der Künstler so einerseits nach den Mechanismen und dem Sinn ähnlich gelagerter Meinungsumfragen, Telefonabstimmungen oder „Wahlen“, andererseits „demokratisiert“ er damit den malerischen Schaffensprozess. Denn das Bild entspringt nun nicht mehr dem unerklärlichen Schöpfungsakt eines „genialen“

Künstlerindividuums, sondern einem transparent strukturierten öffentlichen Prozess. Das daraus entstehenden Wandbild ist somit ein kollektives Produkt und dennoch Kunst. Jedoch sieht der Künstler das Ergebnis mit einem Augenzwinkern. Als repräsentativ wollte er die „Umfrage“ keinesfalls sehen.

Das Heidenheimer Bildhauersymposion

Gegenwartskunst und aktuelle Technologie miteinander zu verbinden, war der Grundgedanke des Bildhauersymposions Heidenheim. Hierzu boten unterschiedliche Industrie- und Handwerksbetriebe aus Heidenheim und Umgebung ausgewählten

Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Kunstwerke für den öffentlichen Raum in den Betrieben zu realisieren. Für die Künstler bestand die besondere Herausforderung darin, dass sie mit jenen Materialien und Produktionstechniken arbeiten mussten, die in den

jeweiligen Betrieben vorhanden waren. So kam es zu einer produktiven Konfrontation von Gegenwartskunst und aktueller Industrieproduktion, die ungewöhnliche Werke und Projekte hervorbrachte.