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Stefan Rohrer | Vespa

2013 | HD 1080 | 18:12 min

Als ein in Stuttgart lebender Künstler beschäftigt sich Stefan Rohrer gern mit dem Auto, für das die Landeshauptstadt weltweit steht. Für sein Projekt hat er jedoch diesmal keinen prestigeträchtigen Mercedes oder Porsche gewählt, sondern eine vergleichsweise bescheidene Vespa.
Sein Gefühl für die automobile Welt ist jedoch nicht  eindeutig postiv. Es mischen sich durchaus

kritische Züge hinein. Gern beschäftigt er sich mit Verfremdungen, die durch eigenartige Dehnungen der Fahrzeuge entstehen. Zuerst zerlegt, bzw. zersägt er die Fahrzeuge, und baut Verbindungsstücke dazwischen, so dass das harte Metall wie plastisch verformbares Material wirkt. Für das Heidenheimer Bildhauersymposion ließ er eine Vespa gegen eine Straßenlaterne

krachen. Diese biegt sich unter  dem Aufprall, während Teile der Vespa durch die Luft fliegen.
Die Skulptur, wirkt laut Künstler wie eine Mehrfachbelichtung in der Fotografie, so dass die gedehnten Teile die Flugbahnen der Fahrzeugtrümmer beschreiben. Ausgangspunkt sind die Kräfte, die bei einem Aufprall in Form von Bewegungslinien sichtbar werden. Rohrer: „Ich

möchte gerne mit meinen Arbeiten eine Art Kurzgeschichte erzählen“. Tatsächlich gelingt es ihm, die Welt des Comic heraufzubeschwören, wo ja auch häufig mit Bewegungsspuren gearbeitet wird. „Im ersten Moment könnte man das Tragische eines Unfalls erkennen. Dann ist man aber froh, dass man nicht selbst auf dem Fahrzeug gesessen hat“, sagt Rohrer im Film. So

ist die direkt an der Erchenstraße, einer vielbefahrenen Durchgangsstraße aufgestellte Arbeit weniger ein Mahnmal gegen das Automobil, denn die Szene gerät – typisch Comic – ins Tragisch-Komische, das die Ambivalenz der Automobilität wiederspiegelt.
Der Künstler arbeitete mit der Giengener Autolackierung Smejkal und der Steinheimer

Firma Rieger, Metallveredelung zusammen. Die Form entstand jedoch im Heidenheimer Flaschnereibetrieb Smejkal. Untypisch für einen solchen Betrieb, erforderten die gerundeten Formen der Rohrerschen Skulptur ausschließlich Handarbeit.

Das Heidenheimer Bildhauersymposion

Gegenwartskunst und aktuelle Technologie miteinander zu verbinden, war der Grundgedanke des Bildhauersymposions Heidenheim. Hierzu boten unterschiedliche Industrie- und Handwerksbetriebe aus Heidenheim und Umgebung ausgewählten

Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Kunstwerke für den öffentlichen Raum in den Betrieben zu realisieren. Für die Künstler bestand die besondere Herausforderung darin, dass sie mit jenen Materialien und Produktionstechniken

arbeiten mussten, die in den jeweiligen Betrieben vorhanden waren. So kam es zu einer produktiven Konfrontation von Gegenwartskunst und aktueller Industrieproduktion, die ungewöhnliche Werke und Projekte hervorbrachte.