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Ralf Werner | Pagode

2007/SD-4:3/16:14 min

Zum Wettbewerb für das Heidenheimer Bildhauersymposion 2007 reichte Ralf Werner eine sogenannte Architektur-Intervention ein. Diese bezog sich auf ein städtbaulich/architektonisch fragwürdiges Objekt in der Stadt. Vorgesehen war, dass er mit der GBH, der Grundstücks- und Baugesellschaft AG Heidenheim zusammenarbeiten sollte.
Nachdem die Jury ihn ausgewählt hatte, besuchte er die Stadt mehrmals und reichte weitere

Vorschläge ein, die sich aus verschiedenen Gründen nicht realisieren ließen. So streifte er noch einmal durch die Stadt. Der Künstler erzählt: „Dabei blieb mein Blick an dem merkwürdigen Pumpenhäuschen auf dem Schlossberg hängen“.
Im Ambiente des Schlossparks wirkt das fensterlose Fachwerkhaus merkwürdig fremdartig, denn offenkundig erfüllt es weder die Funktion eines Pavillons noch eines Toilettenhäuschens, sondern um die Pumpstation

eines in den Berg hinein gebauten Wasserreserv-oirs. Dem Geist der Zeit vor dem 1. Weltkrieg entsprechend hat man dessen technische Funktion jedoch bewusst verschleiert.
Dieser Architektur verhilft Ralf Werner zur Denk-würdigkeit, indem er die Fachwerkstruktur kopiert und auf das Dach des Gebäudes setzt. Er macht damit die Idee, die dieser Illusionsa-rchitektur zugrunde liegt, erst richtig sichtbar. Zugleich verwandelt er das Gebäude in eine Pagode, deren

Prinzip die Wiederholung der hölzernen Grundkonstruktion ist. Diese Verwandtschaft des illusionistischen Pavillons mit asiatischer Pagodenarchitektur verweist ihrerseits auf die lange Tradition exotischer Illusionsarchitektur in europäischen Landschaftsgärten, wofür der Chinesische Turm im Englischen Garten der Stadt München wohl das bekannteste Beispiel ist.
Der Film lässt an den Gedanken des Künstlers zur Idee und Form teilnehmen. Er dokumentiert aber

auch den Baufortschritt in allen Phasen.

Das Heidenheimer Bildhauersymposion

Gegenwartskunst und aktuelle Technologie miteinander zu verbinden, war der Grundgedanke des Bildhauersymposions Heidenheim. Hierzu boten unterschiedliche Industrie- und Handwerksbetriebe aus Heidenheim und Umgebung ausgewählten

Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Kunstwerke für den öffentlichen Raum in den Betrieben zu realisieren. Für die Künstler bestand die besondere Herausforderung darin, dass sie mit jenen Materialien und Produktionstechniken arbeiten

mussten, die in den jeweiligen Betrieben vorhanden waren. So kam es zu einer produktiven Konfrontation von Gegenwartskunst und aktueller Industrieproduktion, die ungewöhnliche Werke und Projekte hervorbrachte.